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Fotoworkshop „Impressionistische Fotografie“ Hamburg März 2018

Fotoworkshop "Impressionistische Fotografie" Hamburg März 2018

Impressionistische Fotografie,- das hört sich für die Teilnehmer des Workshops schon ein wenig schräg an. Für alle ist es Neuland. Unbekanntes fotografisches Gebiet, das erforscht werden soll und will.

 
Zugegeben, eine Tradition hat diese Art der Lichtbildgestaltung nicht, eine Vorgeschichte jedoch allemal. Der künstlerische „Familienstamm“ begründet sich in der Malerei. Hier tat sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert ein Grabensprung auf: die statthafte Malerei im düsteren Studio wurde von einem frischen Wind erfasst, begab sich ins Freie und ließ sich fortan von den Lichterspielen in der freien Natur inspirieren.
 
Allen voran Claude Monet wagte den neuen Schritt. Er wurde dafür verspottet, belacht und gar geächtet. Doch die Stimmung schlug nach einiger Zeit um, weil immer mehr Menschen den tiefen Sinn erkannten in dem Spruch „Ein gutes Bild wirkt – manchmal strahlt es“. Monet behauptete einmal, so intuitiv zu malen wie ein Vogel singt. Es ging also um Intuition, Gefühl und Sinnesempfindung. Die alten Regeln der „korrekten“, gegenständlichen Malerei wurden mehr und mehr zur Seite gelegt. Der Eindruck (lateinisch Impressio) auf den Betrachter stand im Vordergrund.
 
Regeln verlieren an Bedeutung
 
Doch zurück zur Fotografie und zur eindrücklichen Aussagekraft dieser Art der Darstellung. Sicher kann man den Impressionismus in der Malerei nicht mit dem in der Fotografie gleichsetzen. Das Ergebnis auf Seiten des Betrachters dieser Stilform stehen sich jedoch sehr nahe.
 
Grund dafür sind sicher auch die Regeln der klassischen Fotografie. Schärfe, Klarheit, Aufteilung von Raum und Fläche wurden zu Gesetzen für „gute Bilder“. Taucht man einmal ein in diese neue Form der Lichtbildnerei, der eindrucksvollen Art mit Licht zu malen, erkennt man das bisher immer Gleiche. Sicher, es gibt großartige klassische Fotografie, eindrucksvolle Werke der Landschafts-, Portrait, Reportage- und vielen anderen Arten der Fotografie. Aber es gibt auch ein Meer an Geknipstem. tausendfach gleich Abgebildetem und im Endeffekt einem Meer von Langweiligkeit in der Fotografie. Massen von Bildern stürzen sich über die Menschen, die jeder Form von Individualität entbehren.
 
Zufall oder Handwerk?
 
Die Sehnsucht nach dem Neuen ist förmlich zu spüren in unserem schönen Worksop-Raum an der Hamburger Hafenkante. Die Bilder der Referenten in der Präsentation verstärken die Neugier darauf, wie derartige Bilder entstehen. Ist es einfach nur Zufall oder handwerkliches Geschick?
 
Es ist letztendlich beides. Vor allem aber ist es Anarchie: Gesetzlosigkeit und Abwendung von der Hierarchie, der Organisiertheit und eingeengten Regel- und Vorschriftenkultur. Natürlich auf einem Gebiet der Kunst. Letztendlich heißt dies, sich zu befreien von Zwängen und Normen. Das Kind wieder zu wecken in Frau und Mann. Spielen, experimentieren, seinen Gefühlen folgen.
 
Ganz so einfach ist es aber doch nicht. Zu dieser neuen Freiheit der Gestaltung gehört natürlich das handwerkliche Rüstzeug. Denn nur herumfuchteln und alles dem Zufall überlassen, das wäre dann doch zu vage. Hinzu kommt: Bei aller künstlerischen Gestaltung ist die Grundlage immer die Vorstellungskraft. Am Beispiel der Fotografie: Das erkannte Motive schon fertig an der Wand sehen. Das ist die große Kunst.
 
Jedes Bild ist einmalig
 
Und wenn auch der Zufall und die Zügellosigkeit eine markante Rolle spielen, so sollte man doch wissen, wie man mit Kamera, Objektiv und später der Bildbearbeitung ein einmaliges Kunstwerk schafft. Denn einmalig ist jedes impressionistische Bild. Nichts wiederholt sich wie in der konservativen Art der Fotografie. Und genau dies ist eines der Spannungselemente, die aus der Art mit Licht zu malen eine Faszination machen.
 
Da übliche Gesetzmäßigkeiten nicht mehr zählen, bekommen die Workshop-Teilnehmer Beispiel-Bilder zu sehen mit möglichen Einstellungen an Kamera und Objektiven. Es sind nur Richtwerte, die aber sind wichtig, um schneller den Effekten auf die Schliche zu kommen bei Langzeitbelichtungen aus der Hand oder vom Stativ, bei der Führung der Kamera beim Lichtmalen und der Einstellung und Handhabung des Objektives, um bestimmte Effekte zu erzielen. Immer alles nur ungefähr; denn darin liegt das Geheimnis der impressionistischen Fotografie. „Panta rhei – Alles fließt“ sozusagen in bildlicher Hinsicht. Frei nach Heraklit „Sein ist die Veränderung der Dinge“.
 
Vorzüge der digitalen Fotografie 
 
Nachdem die theoretische Grundlage geschaffen ist, gehen wir hinaus in den nahen Hamburger Hafen, der ideale Motive für diese Art der Fotografie bereit hält. Schon nach den ersten Schritten aus dem Workshop-Raum versuchen die Teilnehmer, das soeben in Beispielen präsentierte mit Kamera und Objektiv umzusetzen. Und hier zeigen sich wieder die Vorzüge der digitalen Fotografie. So können die Bilder auf dem Display überprüft und durch nochmaligen Versuch korrigiert werden. Doppelbelichtungen können – zumindest bei Systemkameras – bewusst gestaltet werden durch Anzeigen der ersten Aufnahme und genaue Platzierung der zweiten.
 
Und dann gehen wir in die Elphi, die Elbphilharmonie, die uns mit ihrer unorthodoxen architektonischen Gestaltung und den markanten Lichtreflexen und -flutungen eine wahre Herausforderung ist und Motivvielfalt zugleich. 
 
Immer neue Kompositionen
 
Bei der Sichtung und Bearbeitung der Aufnahmen am folgenden Tag zeigen sich Kreativpotenzial und die wachsende Sicherheit von Hand und Auge. Da ist so mancher Rohling darunter, der nun in der Bearbeitung zum Glänzen und Glimmern gebracht werden kann. Was auf den ersten Blick noch banal erscheinen mag, bekommt nun durch geschickten Einsatz der Werkzeuge Leben eingehaucht.
 
Die Stimmung schwankt zwischen Freude und Euphorie, als immer neue Kompositionen sichtbar werden. Und es wird klar, wie banal daneben Bilder wirken würden, die vom selben Motiv konservativ umgesetzt worden wären.
 
Die Abschlussbetrachtung der besten Aufnahmen der Teilnehmer, untermalt von impressionistischer Musik, hat etwas Feierliches. Der Eintritt in eine andere Welt der Fotografie ist geschafft…
 
Bilder von Manfred Horender und Angelica Duff