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Fotoreise "Färöer 1 und 2" vom 09.-23.06.2018

Der Wetterbericht hat Regen und Starkwind vorausgesagt. Und die Voraussagen halten Wort. Die teils heftigen Böen und das Nass von oben machen uns Fotografen wenig Hoffnung auf gute Bedingungen. Doch die Erfahrung zeigt auf dieser Ansammlung kleiner Inseln, dass hier alles anderes ist mit dem Wetter. Genau genommen gibt es auf den Färöer eigentlich nicht ein Wetter, jedes der kleinen Eilande scheint ein eigenes Wetter zu haben. Krallen sich auf Streymoy die mächtigen, tiefgrauen Wolken an den steilen Bergen fest, scheint auf Vagar zur selben Zeit die Sonne oder bricht sich zumindest theatralisch die Bahn durch die Wolken.

 
Gerade dieses Wechselspiel der Wetterkapriolen ist für Landschafts-Fotografen ein Geschenk der besonderen Art. Ich habe nur wenige Orte gesehen, an denen es derart unterschiedliche Wolkenformationen und Farbabstufungen gibt wie hier auf den Schafsinseln. Es ist wie mit diesen vom knalligen Rot übertriebenen Sonnenuntergängen, bei denen man sich schon bei der Aufnahme vornimmt, sie bei der Bildbearbeitung ein wenig farblich zu entschärfen, weil man sonst der Übertreibung bezichtigt wird, zu tief in den Farbtopf gegriffen zu haben.
 
Wolken, Wolken, Wolken…
 
So ist es auch hier mit den Wolken, den eigentlichen Stars der Inseln im hohen Norden. Sieht es hier noch so aus, als gönnten sich die grauen Riesen ein wenig Ruhe auf den schroffen Gipfeln, führen sie einige Kilometer weiter ein regelrechten Derwisch-Tanz auf oder schieben sich durch die markanten Schluchten.
 
Für Fotografen ist es nicht die Vielfalt, die die Inselwelt fotografisch interessant macht, es sind das Spiel der Wolken und der Wechsel der Farben, die sich immer wieder in neuen Nuancen präsentieren.
 
Ruhe und Gelassenheit herrschen hier überall. Es gibt keine Hektik und Unrast. Und es empfiehlt sich, diesen Rhythmus anzupassen und nicht ungeduldig zu werden. Da kann schon einmal ein ganzer Tag vom Winde verweht werden oder ins Wasser fallen im wahrsten Sinne de Wortes. Dann gilt es Kräfte zu sammeln im trockenen, windgeschützten Hotel und mit Muse die Bilder des vergangenen Tages zu bearbeiten. Denn eines ist sicher auf den Färöer: bald kann man das Schauspiel wieder in Bildern festhalten. Und das macht sich besonders gut nach Regen, Wind und Sturm. Die Tage sind lang in der Mittsommerzeit im Norden, und das Licht versöhnt schnell für das Schietwetter des vergangenen Tages.
 
 
 
Schietwetter fotografieren
 
Oder man macht aus der Not eine Tugend. Dann heißt die Aufgabe eben, Schietwetter zu fotografieren. Und zwar so, dass man nass zu werden scheint beim Betrachten der Bilder oder den Wind in den Haaren spürt. Oder man macht sich auf, das Leben und die Menschen auf den Straßen zu fotografieren oder in geschlossenen Räumen. Zu fotografieren gibt es immer etwas.
 
Wie man mit dem Wetter umgeht, zeigen uns Einheimische, die trotz Wind und Regens auf dem Platz unten am Hafen bei Public Viewing so richtig in Stimmung kommen. Die Brüder aus Island tragen ein schweres Spiel aus bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Und sie werden lautstark unterstützt. Ganz nach dem Motto, „Schiet auf das Wetter“. Danach wärmt sich der Pulk in den  Kneipen und Restaurants am Hafen auf, wird immer lustiger und stimmt am Ende Gesänge an, die in ihrem tragenden Ton an Kirchenmusik erinnern.
 
Prachtvolle Vogelwelt
 
Es gibt natürlich auch Sonnenschein auf den Färöer. Zum Beispiel bei einem unserer Besuche auf der Vogelinsel Mykines. Die Überfahrt auf die kleine Insel treibt dem einen oder der anderen schon ´mal ein zartes Grün ins Gesicht bei der kabbeligen See. Ist man dann erst einmal auf der Insel mit ihren steilen Hängen, ist alles schnell wieder vergessen und man konzentriert sich auf die prachtvolle Vogelwelt. Die ist nicht nur für Ornithologen ein Erlebnis, sondern auch für Fotografen. Der Reichtum an Seevögeln zeigt sich an Möwen unterschiedlicher Art, Trottellummen, Eiderenten, Basstölpeln und Eissturmvögeln. Die absoluten „Stars“ der Szene sind jedoch die drollig anmutenden Papageientaucher, die einem mit ihren zackigen Flugbewegungen und ihrem bunten Gewandt immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern.
 
Dass die Färöer für Wanderer, Naturfreunde und Fotografen von Jahr zu Jahr interessanter werden, zeigt sich schon bei Ankunft am Flughafen Vagar, wo der Parkplatz gegenüber dem Vorjahr im Handumdrehen auf die doppelte Fläche gewachsen ist. Wer nicht rechtzeitig ein Hotelzimmer gebucht hat, wird kurzfristig keine Unterkunft mehr finden. Kein Wunder also, dass zwei größere Hotels im Bau sind, die sich der wachsenden Beliebtheit des Naturparadieses im Nordatlantik anpassen.
 
Waren die Inseln noch vor einigen Jahren überall frei zugängig, so werden zunehmend Gebühren erhoben, wenn man bestimmt Gebiete betreten will.
 
Noch ist alles im Einklang mit der Natur und dem Charme der Färöer…