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Fotoworkshop "Impressionistische Fotografie" vom 16. - 17. März 2019 Hamburg

Normen, Gesetze, Betriebsanleitungen, Bestimmungen. Unser Leben ist voll an Regularien und Zahlen. Wie sehr wir von Richtlinien bestimmt und geprägt sind, zeigt sich, wenn wir einmal so ganz freigeistig, intuitiv und „im Raum schwebend“ an ein Projekt herangehen.
 
Bauch statt Kopf sozusagen. Die Dinge fließen lassen. Der Kreativität freien Lauf gewähren. 
 
Unter diesem unausgesprochenen Motto trafen sich wieder einmal Fotografinnen und Fotografen, die im wahrsten Sinne „mit Licht malen“ wollten. Thema war die „Impressionistische Fotografie“. Pate steht dabei die „Impressionistische Malerei“, die einst ein völlig neues Feld dieser Kunst betrat. Viele Jahre verschrien als „Schmiererei“, führte der neue Stil zu einer wahren künstlerischen Revolution. Angeführt von Pionieren wie Monet, Renoir, Degas, Manet und Cézanne.
 
Kamera und Licht statt Pinsel und Farbe
 
Auch in der Fotografie entwickeln sich immer deutlicher neue Formen der Darstellung, Gestaltung und der handwerklichen Herangehensweise bei der Erschaffung von fotografischen Bildern. Waren es in der Malerei die Farben und der Pinsel als Gestaltungselemente, so sind es in der Fotografie das Licht und die Kamera, die neue Interpretationen schufen und schaffen. Waren es einst neue Tupftechniken, mit denen der Pinselduktus deutlich erkennbar war, so sind es heute Bewegungen mit der Kamera, Veränderungen des Objektives während der Aufnahme und die unendlichen Möglichkeiten der Bildbearbeitung der digitalen Anwendung.
 
Nun, und wie soll man sich mit der neuen Art anfreunden, wie soll man mit Kamera, Objektiv und Bildbearbeitung umgehen. Da hat man so viel gelernt über Schärfe, Bokeh, Goldenen Schnitt, Bildaufbau und, und und…. . Und jetzt soll man wieder von vorn beginnen?
 
Nein, so einfach – bez. so schwer – ist es nun auch wieder nicht. Man muss nur bereit sein, sich von Normen und klassischen Vorgaben zu trennen. Das bisher Erlernte vorübergehend auf die Seite legen für einen Ausflug in die freie Form der Kunst. 
 
Und trotzdem steht sie immer noch im Raum, die Frage: Und wie geht das? Daten, Zahlen Betriebsanleitung bitte! 
 
Fotografieren wie ein Vogel singt 
 
Monet sagte einst: „Ich male so intuitiv wie ein Vogel singt“. Damit ist schon vieles gesagt. Man kann technisch beschreiben und erklären wie ein Flugzeug fliegt oder ein Bild auf dem TV-Schirm erscheint, sprich: wie eine klassische Fotografie entsteht. Bei dem Versuch zu erklären, wie ein Vogel singt (und fliegt), ist man mit dem Latein am Ende. 
 
Nun, ein grundlegendes handwerkliches Rüstzeug ist natürlich erforderlich, will man sich auf das neue Feld begeben. Kenntnisse über Blende, Zeit und ISO sollten schon vorhanden sein, um zumindest die richtige Menge Licht auf den Sensor zu bekommen. Auch der Umgang mit Filtern bei Tageslicht sollte beherrscht werden für Langzeitbelichtungen. In einer Präsentation mit Nennung der Kameraeinstellungen bekommen die Workshop-Teilnehmer eine – wenn auch vage – Wegbeschreibung und Orientierung. 
 
Vorstellungskraft gefragt
 
Ansonsten aber sollte man seiner Phantasie Flügel verleihen. Fliegen durch sein Inneres der Gefühle, Impulse und Intuitionen. Die Logik ausschalten. Sich vorstellen, wie das Werk am Ende aussehen könnte, nachdem man mit Kamera geschwenkt und mit dem Objektiv gezoomt hat. Oder wie man das Werk vollenden kann in der Bildbearbeitung.
 
Man mag es kaum glauben, aber gerade bei der experimentell-geprägten, impressionistischen Fotografie gibt es beim Absprung von der logischen Ebene hinein in den freien Flug durchaus geschlechtsspezifische Unterschiede. Natürlich sollte man nicht verallgemeinern, wenn man dabei weibliche und männliche Verhaltensweisen und Reflexe betrachtet.
 
Aber es ist nicht zu übersehen, dass Männer sich dabei – zumindest im Anfangsstadium – ein wenig schwerer tun, sich fallen zu lassen in kindliches Spiel und vermeintliche Zweckentfremdung ihrer so präzisen Kameratechnik. 
 
Geschlechtsspezifische Unterschiede
 
Probiert Frau da einfach einmal aus und kann über sich lachen, wenn nicht gleich der erste Versuch ein Volltreffer ist, so drängt Mann dazu, nicht loszulegen, wenn nicht klare Vorgaben und Einstellungen der Gerätschaft genannt werden.
 
Am Ende jedoch wird der Mut zum Sprung in den freien Flug belohnt. So auch an unserem Wochenende im Hamburger Hafen, wo wir dem typischen Schietwetter trotzen und am Ende belohnt werden mit zum Teil großartigen impressionistischen Darstellungen. Mann und Frau sind gleichermaßen überrascht von ihren Bildern, von denen einige wahre Kunstwerke sind. Einmalig, umwiederholbar und gleichermaßen tiefsinnig und schwebend leicht.
 
Beim Betrachten der Bilder am Ende des zweitägigen Workshops ist es dann wieder da: das Gefühl zu malen (mit Licht) wie ein Vogel singt. Man muss nichts erklären, nur genießen…