Login

Login

Fotoreise "Lofoten Herbst" 2019

Er hält im direkten Kurs auf uns zu. Mattschwarz, mit kräftiger Bugwelle vor dem gewölbten Kopf. Man denkt unweigerlich an ein Torpedo, das auf dem Weg ist, uns mitsamt unserem langen, wuchtigen Schlauchboot zu versenken. Nachdem die Prozedur einige Male für Nervenprickeln bei uns elf „Teilzeitseeleuten“ gesorgt hat, wird uns klar: Die wollen nur spielen. Die flotte Luisa sitzt am höchsten Punkt des Boots, weist uns auf immer neue kraftstrotzende Brocken hin, die um uns herum das Wasser durchpflügen.

Die Pilotwale – auch Grindwale genannt – haben anscheinend ihren Spaß mit uns, wenn Sie erst einige Meter vor dem Boot abtauchen und von der Bildfläche verschwinden. Nach einem Familienausflug oder Mutter-und-Kind-Turnen sieht es aus, als ein erwachsener Wal – dann eher wohl eine Walin – mit zwei Jungtieren ihre Spielchen vorführen.

Schnell handeln für den richtigen Moment

Einige Meter weiter entfernt bewegt sich ein ausgewachsener Pottwal durch die Fluten. Sein Blas erscheint als mächtige Fontäne über seinem bulligen Körper. Jetzt müssen wir schnell handeln mit unseren Kameras, wenn wir die entscheidenden Momente festhalten wollen auf unseren Sensoren. Nach dem Blas streckt das ungefähr 16 Meter lange Tier seine Fluke in den Himmel und taucht ab. Wow, was für ein Erlebnis. Zumal, wenn man weiß, dass der größte Zahnwal jetzt bis zu 2500 Meter tief tauchen kann, um sich hier vor dem nördlichen Ende der Vesteralen in einem Tiefseegraben vor allem an Kraken und Kalamaren zu laben. Auch kleine Haie gehören auf den Speiseplan der beeindruckenden Tiere, die bis zu 18 Meter lang, 60 Tonnen schwer und bis zu 70 Jahre alt werden können.

Das war wirklich eine Begegnung der besonderen Art. Am Ende merken wir gar nicht, dass wir fast vier Stunden unterwegs waren mit unserem RIB, dem wendigen Schlauchboot mit Festrumpf. Der holländische Skipper Marten hat uns ordentlich durchgeschüttelt, als er mit uns teils im Renntempo über die Wellen gebrettert ist.

Auf alle Fälle ist dieser neue Teil unserer Reise in den Norden eine Bereicherung, den wir auch im kommenden Herbst im Programm haben werden bei unserer neuen Reise zur „bunten Jahreszeit“ auf die Vesteralen und Lofoten.

Indian Summer statt Winterzauber

Genossen wir bisher bei zahlreichen Reisen auf die Lofoten vor allem den Winterzauber, so sollen jetzt nicht unberührte Schneelandschaften unser Hauptmotiv sein neben dem Polarlicht, sondern die herbstbunte Natur. Die lässt sich zwar vor allem mit ihrem Rot, Gelb, Braun und Grün an Flechten, Moosen, Sträuchern und kleinen Birken erkennen, die größeren Bäume tun sich aber noch schwer, ihr neues, farbenfrohes Kleid anzulegen. Das liegt vor allem daran, dass es entsprechend der Jahreszeit noch ungewohnt warm ist. Genau ein Jahr zuvor hatten wir zur selben Zeit bereits den ersten Nachtfrost, der in kurzer Zeit für die Indian-Summer-Stimmung sorgt.

Angepasst an das wechselnde Wetter lassen wir uns durch die wunderbare Landschaft treiben, besuchen Stokmarknes mit dem Hurtigruten-Museum und schlendern durch kleine Fischerdörfer wie Nyksund, das zwar noch seinen Hafen hat, aber keine Fischerei mehr. Die wurde eingestellt, weil sich aus dem kleinen verwundenen, Kilometer langen Sandweg keine Straße bauen ließ für die schweren Fisch-Trucks der Neuzeit.

Die Fischer gingen, die Künstler kamen

Und so machten sich langsam aber sicher alternative Lebensformen breit in dem idyllischen Dorf. „Die Fischer gingen.- Künstler, Kiffer und Berliner Ghettokids kamen“, schrieb einst der Spiegel über den lange verlassenen Ort für Aussteiger. Inzwischen haben vor allem die Kinder der ehemaligen Bewohner das Küstendorf zurückerobert. Sie renovierten zusammen mit ausländischen Aussteigern die alten Häuser und Schuppen, bauten neue Anlegestege und die nötige Infrastruktur dazu. Heute werden einfach-urige Zimmer vermietet und sogar ein Restaurant hat sich direkt am Wasser angesiedelt und einen guten Namen geschaffen.

Sechs Tage haben wir auf den Vesteralen verbracht, als wir das Hurtigrutenschiff besteigen, das uns in einer Tagesfahrt auf die Lofoten bringen soll. Nach Stationen in Sortland und Stokmarknes erleben wir die wunderschöne Atmosphäre im Raftsund und einen Abstecher in den Trollfjord. Dies Highlights gelten auf jeder Küstenfahrt der traditionellen Hurtigruten als eine der schönsten Passagen.

Polarlicht gut geformt

Von unserer Unterkunft im heimeligen Henningsvär aus gehen wir täglich auf neue Fotopirsch. Gute Motive finden wir sowohl am frühen Morgen zum Sonnenaufgang, an einem Sandstrand mit türkisblauem Wasser und bei langen Ausflügen in alle Teile der vielfältigen Inselwelt.

Und wie zuvor auf den Vesteralen zeigt sich nachts sogar auch hier das Polarlicht. Nicht übermächtig, aber intensiv und formschön.

Am Ende haben wir Elf elf intensive, erlebnisreiche Tage erlebt. Wurden verwöhnt von wunderschönen Landschaften, speziellen Lichtsituationen und köstlichen Speisen und Getränken. Es gab viel zu genießen, zu lachen und natürlich zu fotografieren. Kurzum: gruppenintensive Freude…

Fotografisch waren sowohl die Vesteralen als auch die Lofoten gespickt von wunderbaren Motiven, die bei allen Teilnehmern zu interessanten Bildgestaltungen führten. Mit eigenem Blick und spezieller Gestaltung.