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Fotoreise Südtirol

Und wieder schweift der Blick über dieses wunderbare Stück Land. Bäume, Gräser und Büsche schmücken mit ihren Indian-Summer-Farben die größte Hochalm Europas. Die Dreitausender Langkofel und Plattkofel überragen die 2000 Meter hoch gelegene Seiser Alm nochmals um einen Kilometer. Das Spiel der markanten Wolken macht das ganze zu einem wahren Schauspiel mit ständig wechselnder Szenerie. An mehreren Stellen bricht die Sonne durch ein Loch in den gewaltigen Wolkenbergen und weist wie ein Fingerzeig auf ein Gehöft, grasende Kühe oder ein bunte Baumgruppe.

 
Für uns Fotografen ist es die beste Zeit, die Seiser Alm zu besuchen. Der Besucheransturm des Sommers hat sich gelegt und Licht und die Farbe der Natur sind niemals besser als gerade jetzt.
 
Wer dieses Naturschauspiel mit Muse, Geduld und genauer Beobachtung erleben kann, zählt zu den Glücklichen und Genießern. Und genau das zeichnet unsere achtköpfige Gruppe aus, bei der es jeder schafft in Einklang zu treten mit den optischen Symphonien. Niemand will möglichst viele Kilometer abwickeln. 
 
Im Schlenderschritt…
 
Auf einem Hochweg bewegen wird uns im Schlenderschritt, beobachten ruhig die Szene und sind doch konzentriert, um den nächsten Lichtertanz auf unserem Kamerasensor zu bannen. Es zeigt sich, dass alle Teilnehmer dieser Reise erfahrene Fotografen sind, die mit guter Beobachtungsgabe ausgestattet sind und mit Können und eigenem Stil das Gesehene fotografisch zu inszenieren verstehen.
 
Von der Suche nach dem Motiv über die Bildidee bis hin zur Gestaltung herrscht Sicherheit, die sich später bei der gemeinsamen Betrachtung der Bilder zeigt. Da ist der eine, der das Motiv streng dokumentarisch gestaltet und da ist die andere, die sich über die expertimentell-künstlerische Art im Bild ausdrückt. Und dazwischen viel Nuancen.
 
Ich war mit allen Teilnehmer schon oft unterwegs und kenne von jedem die ersten Schritte in die Fotografie. Es ist wahrlich beglückend zu sehen, wie sicher und inspiriert sie inzwischen mit dem Medium Fotografie umgehen.
 
Juwel zwischen steilen Berghängen
 
Das zeigt sich auch am folgenden Tag am Pragster Wildsee, der wie ein Juwel zwischen den steilen Berghängen glänzt. Im Sommer ist dieses optische Kleinod seit diesem Jahr vor Besuchermassen geschützt, indem keine Bus-Karawanen mehr direkt an den See fahren dürfen. Angelockt von traumhaften Bildern überfielen die Menschenscharen aus allen Kontinenten den See und machten das Spektakel immer unerträglicher.
 
Jetzt Ende Oktober ist es ruhiger geworden, wenn auch noch immer vor allem viele asiatische Touristen auf Ruderbooten vermeintlich romantische  Gefühle auf dem spiegelglatten See ausleben möchten. Das mag manchem ein wenig wuselig erscheinen, wir haben gehen die Sache mit fotografischer Gelassenheit an und bauen die Szenerie in die Aufnahmen mit ein.
 
Wolken-Schauspiel
 
Großes Glück mit Wetter und Licht haben wir auch bei unserem Besuch des Villnößtales, von dem aus man einen großartigen Blick auf die Geislergruppe hat. Wieder verändern Wolkengebilde den Anblick im Sekundentakt. Und wieder gehen wir vor nach dem Motto „Langsam bewegen aber schnell handeln“. Denn oft sind es nur kurze Momente, an denen die Berggipfel durch die Wolkenlöcher lugen und genau so schnell wieder verschwinden.
 
Ganz hoch hinaus geht es bei unserem Besuch der „Drei Zinnen“. Jetzt sind wir noch einmal einige hundert Meter höher als auf der Seiser Alm. Der eine oder die andere merkt bei einem leichten Anstieg, dass die Luft dünner, sprich saustoffärmer wird. Aber auch hier finden wir den richtigen Rhythmus und haben keine große Streckenbewältgung im Sinn. Wieder warten wir und positionieren uns für den richtigen Moment, wenn Licht und grafische Komponenten übereinstimmen. 
 
Bizarre Welt
 
Waren es auf der Seiser Alm die bunten Farben und weichen Hügel, die uns begeisterten, so zeigt sich das „Herz der Dolomiten“, wie die mächtigen Gipfel genannt werden, als schroffe Felsen ohne Bewuchs. Aber auch diese bizarre Welt hat ihren Reiz. Für uns Fotografen allemal. Vor allem als sich die Sonne bei der goldenen Stunde am Horizont verabschiedet und die Blaue Stunde ihr famoses Licht zeigt.
 
Auch in dem nahen historischen Städtchen Brixen finden wir neben fotografischen Motiven viele lukullische Südtiroler Köstlichkeiten. Damit werden wir genau so verwöhnt wie in unserem gemütlichen Hotel, das aufgrund der schmackhaften Küche so manchen mit ein wenig mehr Gewicht nach Hause schickt.