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Fotoreise Uganda vom 13.01 - 26.01.2020

Als meine Frau und ich vor knapp zwei Jahren in unserem Bekanntenkreis unsere Pläne für eine Uganda-Reise verkündeten, trafen wir eher auf Befremden als auf Begeisterung: Was wollt Ihr da denn? Ist das sicher? Malaria, Ebola, wilde Tiere? Bürgerkrieg? War da nicht mal einer, wie hieß der noch, Idi Amin? Ja, den gab es mal, aber das ist mehr als 35 Jahre her und vor mehr als 75 Jahren gab es auch in Mitteleuropa mindestens einen vom Schlage Idi Amins. Heute ist Uganda ein für afrikanische Verhältnisse stabiler Staat, den man gefahrlos bereisen kann. Warnungen des Auswärtigen Amtes gelten nur für die Hauptstadt Kampala. Und derartige Warnungen gibt es mittlerweile für fast alle Großstädte der Welt, einschließlich Chicago. Letztlich sagt uns auch der gesunde Menschenverstand, wie wir uns in fremder Umgebung zu bewegen haben.

 

Und die „wilden“ Tiere? Na, die sind doch der Hauptgrund für eine Reise nach Uganda. Meine Frau und ich haben uns jedenfalls vom ersten Tag an in dieses Land, seine Natur und die freundlichen Menschen verliebt. Und gerade diese Menschen sind es , die auch auf der aktuellen Freiraumreise die Teilnehmer durch ihre Freundlichkeit, aber auch durch ihre Gelassenheit, tief beeindruckt haben. Solange man nicht aus dem Auto stürzt, die Kamera hochreißt und wild darauf los knipst, sondern sich respektvoll und mit Empathie nähert, ist fotografieren meist kein Problem. Also eigentlich so wie überall auf der Welt.  Nachdem wir einige Tage unterwegs waren, bemerkte einer der Reiseteilnehmer: Das einzige Problem dieser Reise ist, dass man alle 500 Meter mindest ein Fotomotiv sieht, aber aus Zeitgründen nicht anhalten kann. Besser kann man eine Fotoreise nicht beschreiben!

 

Murchison Falls Nationalpark. Die erste Pirschfahrt unserer Safari beginnt früh morgens mit einem tollen Sonnenaufgang. Murchison Falls N.P. ist der größte, für meine Begriffe aber auch der schönste Nationalpark Ugandas. Wir bewegen uns in einer sanfthügeligen Savannenlandschaft, wie sie typisch für Ostafrika ist. Der Park ist reich an Großwild: Elefanten, Giraffen, Büffel und verschiedene Antilopenarten durchstreifen diese Landschaft. Die Kirsche auf der Sahnehaube ist allerdings der Nil, der den Park in voller Länge durchfließt. Auf einer ersten Bootsfahrt erleben wir die Tierwelt aus einer gänzlich anderen Perspektive als aus dem Auto. Auch die Fluchtdistanz ist hier am Wasser wesentlich geringer als an Land und wir schießen beeindruckende Fotos. Wir befinden uns auf Augenhöhe mit unzähligen Flusspferden und sind fasziniert  von der unglaublich reichen und bunten Vogelwelt. Nach einer Stunde Fahrzeit erreichen wir Murchison Falls, wo der Nil durch eine nur 7 Meter breite Schlucht 42 Meter in die Tiefe stürzt. Man spürt die Kraft, die der längste Fluss unserer Erde bereits hier entwickelt, mehr als 5000 Kilometer von seiner Mündung entfernt.

Am zweiten Tag geht es, wiederum mit einem Privatboot nur für uns, flussabwärts, wo wir nach 2 Stunden Fahrtzeit Lake Albert erreichen. Es zeigen sich die Vorteile einer Fotoreise gegenüber einer allgemeinen Gruppenreise. Alle haben das gleiche Interesse und unser Bootsführer tut sein bestes, um uns in die richtige „Schussposition“ zu manövrieren. Der Nil fließt hier durch ein vielarmiges Delta in den Albertsee. Wir befinden uns bereits außerhalb des Nationalparks und es gibt zur Abwechslung mal keine Tiere. Dafür gehen unzählige Fischer in kleinen Holzbooten ihrer Arbeit nach. Die Boote wirken auf dem riesigen See wie verloren.

Nach einer weiteren Pirschfahrt am Abend endet unser Aufenthalt in Murchison mit einem Sundowner auf der Terrasse unserer Lodge. Wir lassen unseren Blick über den mächtigen Nil schweifen und versuchen, die eindrucksvollen Erlebnisse der ersten 2 Tage der Reise zu verarbeiten.

 

Lake Albert/Kabwoya Wildlife Reserve Kabwoya ist ein kleines und eher unbekanntes Wildreservat. Man ist durch den Murchison N.P. verwöhnt, deshalb ist die Tierwelt eher enttäuschend. Hauptgrund unseres Aufenthaltes sind aber ausnahmsweise auch nicht die Tiere, sondern ein typisches Fischerdorf, wie es überall an den riesigen Seen des ostafrikanischen Grabenbruchs zu finden ist. Es ist kein „Museumsdorf“, wie es uns an den sonstigen Brennpunkten des Massentourismus oft vorgegaukelt wird, sondern ein absolut authentisches Dorf, in dem der tägliche Broterwerb wirklich noch der Fischfang ist und nicht die Eintrittsgebühr der Touristen. Wir unterhalten uns mit einem Bootsbauer, bestaunen seine eher archaischen Werkzeuge und erfahren, dass ein Paket Trockenfisch in der nächsten Stadt bis zu 50 Dollar einbringt, für ugandische Verhältnisse ein kleines Vermögen.

 

Queen Elizabeth Nationalpark. Die Landschaft in diesem Park fällt gegenüber Murchison etwas ab, während die Tierwelt genauso beeindruckend ist. Auf unserer Pirschfahrt erleben wir unter anderem eine große Elefantenfamile aus nächster Nähe. Diese Nähe gefällt einem übelgelaunten Jungbullen überhaupt nicht, die Stellung seiner Ohren und seine drohende Haltung lässt uns schleunigst die Flucht ergreifen.

Höhepunkt ist auch heute wieder eine Bootsfahrt auf dem Kazinga Channel, einer natürlichen Verbindung zwischen Lake George und Lake Edward, auf der unsere bisherige fotografische Ausbeute unter anderem durch Krokodile ergänzt wird. Die meisten Tierarten haben wir jetzt sicher im „Kasten“. Das ist der Moment, etwas wählerischer in der Auswahl unserer Motive zu werden und gezielter mit dem Auslöser unserer Kamera umzugehen, also die Tiere nicht abzulichten wie sie „einfach nur dastehen“. Geduldig sein, vorausschauend denken und dann den richtigen Moment erwischen. Zu dem Ergebnis sagt der Fachmann dann „Tu-Foto“ (((-; Wichtig dabei: Auf kurze Verschlusszeiten jenseits der 1/1000 achten um den richtigen Moment einzufrieren. Also: keine Angst vor hohen ISO-Werten. Die Belohnung: eindrucksvolle Tierfotos!

Den letzten Tag unseres Aufenthaltes verbringen wir in Ishasha, einer kleinen aber wunderschönen Sektion des Queen Elizabeth N.P. Mit etwas Glück sieht man hier Löwen, die einen großen Teil des Tages auf Bäumen verbringen, was es übrigens nur hier und in einem Park in Tansania gibt. Aber: keine Löwen weit und breit, auch keine Elefanten, heute ist uns unser Jagdglück nicht hold – dachten wir! Wir wollen schon aufgeben, aber dann: Ein Leopard, wie hin drapiert auf einem Baum. Diese wunderschönen und eindrucksvollen Katzen sind normalerweise nachtaktiv und eine Sichtung am hellichten Tag ist fast schon wie ein Sechser im Lotto. Was für ein Erlebnis!

 

Bwindi Impenetrable Forest. Nächster Tag, nächster Höhepunkt: Gorilla-Tracking steht auf dem Programm. Die Möglichkeit, diese eindrucksvollen Tiere aus nächster Nähe und in freier Natur zu beobachten, gibt es auf der Welt nur hier, im Dreiländereck Uganda, Ruanda und Kongo, wobei der Kongo mangels touristischer Infrastruktur und wegen der fehlenden Sicherheit ausfällt. Berggorillas waren bis vor einigen Jahren vom Aussterben bedroht, konnten sich aber aufgrund der zwischenzeitlich getroffenen Schutzmaßnahmen wieder gut erholen.

Der Besuch bei einer der Gorilla-Familien im Bwindi ist streng geregelt, auch hinsichtlich der Anzahl der Besucher von höchstens acht pro Besuchergruppe und der Verweildauer von höchstens einer Stunde.  Jede Gorilla-Familie darf nur einmal am Tag besucht werden. Die Tiere sind an Besucher gewöhnt und lassen sich durch uns in keiner Weise stören. Ab und zu unterschritten sie allerdings den Arbeitsabstand unserer Tele-Objektive, sodass in diesem Fall die Handy-Fotografen das bessere Ende für sich hatten.

Die Gefühle, die einen beim Anblick dieser sanften Riesen überkommen, sind mit Worten schwer zu beschreiben, deshalb sollte man das auch garnicht erst versuchen. Einer unserer Teilnehmer hat es trotzdem kurz und knackig auf den Punkt gebracht: Mann ist das geil!

Kisoro ist eine quirlige Kleinstadt im Dreiländereck Uganda, Ruanda, Kongo und Zentrum eines fruchtbaren und von kleinteiliger Landwirtschaft geprägten Gebietes. Der Markt von Kisoro ist legendär und deshalb haben wir unsere Reise so geplant, dass der Aufenthalt in Kisoro auf einen der zwei Markttage pro Woche fällt.  Die Eindrücke hier und in den angrenzenden Strassen ist schlichtweg überwältigend und die potentiellen Fotomotive nehmen kein Ende. Wir kehren mit gut gefüllten Speicherkarten zurück in unsere Unterkunft.

Nach dem anstrengenden Gorilla-Tracking ist heute eigentlich ein Erholungstag eingeplant. Doch ich wollte mir ein Wiedersehen mit einer Großfamilie, die ich bei meiner ersten Reise kennengelernt hatte, nicht entgehen lassen. Ich wollte nur kurz Guten Tag sagen und einen Sack Zucker vorbeibringen. Aber mein damaliger Guide, Laban, hatte unseren Besuch angekündigt. Der herzliche Empfang mit Trommeln, Tanz und Gesang hat uns regelrecht umgehauen.  Beim Gespräch in der „guten Stube“ erzählt jeder aus unserer Gruppe etwas aus seinem Leben im fernen Europa. Nach einer Stunde, beim Abschied, wieder mit Tanz und Gesang, kann sich ein Teilnehmer eine Träne der Rührung über die Herzlichkeit dieser Menschen nicht verkneifen.

Lake Mburo National Park. Wir nähern uns langsam dem Ende unserer Reise und verbringen die letzten beiden Nächte in der hoch auf einem Hügel über dem Park gelegenen Lodge Eagle´s Nest. Lake Mburo ist ein kleiner, aber feiner Park mit einer ebenfalls reichen Tierwelt. Neben Pirsch- und Bootsfahrten gibt es auch die Gelegenheit zu einer Fußpirsch mit einem Ranger, und damit für den Fotografen wieder eine neue Perspektive. Auffällig sind vor allem die unzähligen Zebras, die es in Uganda nur hier gibt und natürlich die allgegenwärtigen Hippos, die, genau wie die Büffel, immer so aussehen als hätten sie permanent schlechte Laune.

Unsere Laune hingegen bleibt, trotz ein wenig Wehmut zum  Abschied, auf hohem Niveau. Wir überqueren ein letztes mal den Äquator und stehen mit dem linken Bein auf der Süd- und mit dem rechten auf der Nordhalbkugel, sind also fast schon wieder zu Hause.

 

 

Fazit. Eine tolle Freiraumreise zum Jahresauftakt. Mit so vielen Erlebnissen, Begegnungen und Eindrücken, wie sie vermutlich für den Rest des Jahres reichen werden, denn: was soll danach noch kommen?