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Fotoreise "Färöer" vom 04.-11.06.2022

Wir sind in den Wolken. Hoch über Torshavn halten wir Ausschau nach Motiven, die wir fotografisch gestalten wollen. Doch je weiter wir himmelwärts fahren, wird die Sicht immer schlechter. Zum Schluss geht’s nur noch im gesteigerten Schneckentempo weiter. Immer bereit zu bremsen, wenn eines der gut im Wolkenpelz getarnten Schafe sein heimisches Vorfahrtsrecht in Anspruch nimmt. Die Hoffnung, frei nach Reinhard May über die Wolken zu kommen, erfüllt sich nicht.

Dann plötzlich, als würde ein mächtiger Theatervorhang den Blick auf die Bühne öffnen, bricht die Sonne durch das Wolkenmeer und gibt den Blick frei in das weit unter uns liegende Tal. Genau am richtigen Platz zur richtigen Zeit. Da fällt mir wieder unser alter Spruch ein „Am Ende wird man immer belohnt“. Man muss nur Geduld haben und den Blick nach vorne richten.
 
Weiß – grau – grün
Über eine Stunde lang genießen wir den phänomenalen Blick in diese Urlandschaft, die mit immer neuen Wolkengebilden verziert wird. Weiß bis mittelgrau die Wolken, dunkelgrau die massigen Felsen und sattgrün das Gras. Die Farben sind nicht vielfältig, dafür aber um so intensiver. Die Weite und Stille sind spannend und beruhigend zugleich.
 
Mit diesem Ausflug zu Beginn der Reise erleben wir intensiv den Kontrast zwischen unserem mitteleuropäischen Stadt- und Hast-Feeling und diesem in sich ruhenden Archipel im Nordatlantik. 
 
Diese Bucht verlangt Langzeitbelichtung
In den folgenden Tagen erkunden wir die Inselwelt in alle Himmelsrichtungen. Als einer der besten fotografischen Leckerbissen zeigt sich dabei die Bucht von Törnuvik, die geradezu zu Langzeitbelichtungen herausfordert. Den Hintergrund bilden mächtige, steilabfallende Felsmassive und zwei nadelspitze Felsen. Im Vordergrund haben die heranrauschenden Wellen feine Strukturen in den Sand gezeichnet. Und wieder diese kraftvolle Spiel der Wolken, die sich in immer neuen Formen zeigen.
 
Natürlich würde zum Ende des Tages ein Sonnenuntergang der Extraklasse in das zauberhafte Bild passen. Der aber zeigt sich hier im hohen Norden im beginnenden Sommer erst kurz vor Mitternacht. Also lassen wir uns weiter durch die grandiose Natur treiben und landen in dem Küstenort Gjögv. Hier hoffen wir neben spannenden Motiven auf eine ordentliche Abendmahlzeit, mit der wir möglichst lukullisch die Zeit füllen wollen bis zum erwähnten Sonnenuntergang.
 
Farbenspiel kurz vor Mitternacht
Die Plätze in dem kleinen, urbanen Hotel-Restaurant sind alle besetzt. Es ist Feiertag und da sind neben den Touristen auch die Einheimischen unterwegs. Damit das Knurren des Magens nicht die Idylle der untergehenden Sonne stört, legen wir eine Fahrt zurück nach Nordskali ein und betäuben den Hunger mit schlichter Tankstellen-Wurst-und Burger-Kost. 
 
Rechtzeitig sind wir zurück an unserem ausgewählten Standort, von dem wir das letzte Licht des Tages einfangen wollen. Eine Wolkenbank über dem Horizont blockiert zwar die Sonnenstrahlen hinter dem Horizont, doch schon vor dem Untergang werden wir mit einem schönen Farbspiel verwöhnt.
 
Eine Attraktion der Sonderklasse ist der Besuch der Vogelinsel Mykines, die wir nach einer rasanten Fahrt per Schiff erreichen. Die Stars des Eilandes sind die tollpatschigen Papageientaucher, die zusammen mit Möwen, Basstölpeln,   Trottellummen, Eissturmvögeln und anderen Seevögeln zu tausenden die steilabfallenden Küstenfelsen bevölkern.
 
Eine Insel voller Vögel
Die Stars im Vogelvolk sind eindeutig die Papageienvögel, die sich scheinbar bewusst für die zahlreichen Fotografen in Szene setzen. Man kann sich diesen drolligen Gestalten bis auf wenige Meter nähern und braucht nur zu warten, bis sie starten und landen oder sich bereit machen zum Familienfoto.
 
Dann wieder setzen sie zum rauschenden Massenstart an, um ihre Flugkünste zu demonstrieren. Bei der Rückkehr hält der eine oder andere Vogel ein Büschel Gras zum Nestbau oder ein paar kleine Fische im Schnabel, um den Nachwuchs zu füttern.
 
Schmückt sich Mykines mit dieser geballten Vogelpracht, so ist in dem gegenüber der Insel liegenden Gasadalur ein imposanter Wasserfall die Hauptattraktion. Ein gutes Motiv, um mit Stativ und Graufiltern seinen Bildern die besondere Note per Langzeitbelichtung zu verleihen.
 
Fußmarsch am See
Ein ausgiebiger Fußmarsch entlang dem größten See des Archipels, dem Leitisvatn, wird durch spannende Motive von steil abfallen Klippen und einem ins Meer stürzenden Wasserfall belohnt. Besonders interessant ist der Blick auf See und Meer zugleich, der natürlich in eindrucksvolle Bilder umgesetzt wird.
 
Einen Tag lang lassen wir uns von Insel zu Insel treiben, ohne ein bestimmtes Highlight im Blick zu haben. Es zeigt sich, dass es nach jeder Biegung, Brückenquerung oder Tunneldurchfahrt immer wieder neue, interessante Bildmotive gibt, die ihre ganz besondere Ausstrahlung haben. 
 
Impressionistische Fotografie
In unserem Standort Torshavn, der kleinen, idyllischen Hauptstadt der Färöer, sind wir besonders zu Beginn und am Ende unserer Reise unterwegs. Besondere Anziehungspunkte sind der Hafen und die Altstadt mit ihren bunten und teils grasbedeckten Häusern. Gute Motive findet man hierauch  für die impressionistische Fotografie. Auch wer zu dieser oft abfällig als „Wackelfotografie“ bezeichneten Lichtbildnerei bisher keinen Zugang gefunden hat, meint nach ersten Versuchen mit „Malen mit Licht“ dann doch: „Das ist ja wirklich spannend“ oder „Das macht richtig Spaß“.
 
Am Ende der Reise sind wir erfüllt von der landschaftlichen Kraft dieser Inselwelt. Beim Sprung von Insel zu Insel haben wir nicht nur Brücken überquert, sondern sind durch kilometerlange Tunnel gefahren und haben sogar den einzigen weltweiten Kreisverkehr weit unter der Erde in einem Tunnel erlebt. Bunt gestaltet von Künstlerhand…