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Fotoreise Masuren

Die Versuchung war groß, indem ich mir das Leben leicht mache und verweise auf den Blog der letzten Masurenreise von 2019. Und schon wäre die Arbeit getan. Doch so einfach ist es dann doch nicht. Was sich auf jeden Fall nicht verändert hat, das sind die hervorragenden Bedingungen im Feriendorf Mamry. Tolle Unterkunft, sehr gutes Essen vom Frühstück über die Kaffeepause bis hin zum Abendessen, und was besonders hervorgehoben werden soll: Die individuelle auf unsere Bedürfnisse ausgerichtete Betreuung und die ausgesprochene Freundlichkeit. Deshalb an dieser Stelle noch einmal ein ganz besonderes Dankeschön – wir kommen gerne wieder!

Flexibel bleiben – immer die Wetter-APP im Blick

Für unsere Woche in Masuren zeigte die Vorhersage sehr durchwachsenes Wetter. Doch wir gehen damit um wie immer: „Die Intensität unseres Sehens bestimmt unsere Fotografie: Hinschauen, geduldig abwarten sowie schlechtes Wetter erdulden und sich dabei frohen Mutes auf das konzentrieren, was vielleicht noch möglich ist.“ Und wenn man die Woche im Nachgang Revue passieren läßt, dann haben wir bis auf einen Tag fotografieren können, und der lag in der Wochenmitte, so dass wir den sehr gut für Bildbearbeitung und -besprechung nutzen konnten. Die Bildergebnisse zeigen wieder, man muss nur losgehen und man wird immer belohnt.

Rund um den Mauersee

In Sichtweite unserer Unterkunft gibt es bereits lohnenswerte Fotomotive vom Sonnenaufgang bis zum -untergang. Doch auch eine Fahrt rund um den Mauersee bietet sehr viel. Wir starten mit einer Wanderung im herbstlichen Mauerwald, wo sich das ehemalige Oberkommando des Heeres befand – Geschichte und Natur. Und dann noch ganz in der Nähe Schloss Steinort, der ehemalige Besitz der Familie von Lehndorff. So verlegte Hitlers Außenminister Ribbentrop sein Hauptquartier auf Schloss Steinort. Auf der einen Seite waren die Lehndorffs vielfach bei offiziellen Terminen Ribbentrops in Steinort anwesend, auf der anderen Seite war Steinort der ideale Platz für konspirative Gespräche, die Heinrich Graf von Lehndorff, der im Widerstand gegen Hitler aktiv war und nach dem gescheiterten Attentat am 20. Juli 1944 hingerichtet wurde, führte. Aktuell wird versucht, dass Gebäude vor weiteren Schäden zu bewahren, um es später wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Beim nächsten Stopp hatten wir bei einer Brücke tolle Ausblicke zu beiden Seiten auf die wunderschöne maurische Seenlandschaft, und als i-Tüpfelchen noch bei eindrücklichem Himmel mit bei dem herrschenden Wind ziehenden Wolken, deren Bewegung mit Langzeitbelichtungen gut abgebildet werden konnten. Dieser Spot lud auch zur Wiederholung am nächsten Tag ein – diesmal bei Windstille. Abgerundet wurde unsere Tour mit einem Elch (zwei Jahre alt, ein „Spießer“, erkennbar an seinem Geweih), der uns Fotografen*innen den Gefallen tat, sich lange zu präsentieren. Der schöne Abschluss dieser Tour war dann ein toller Sonnenuntergang am See bei Ogonki.

Manchmal kommt es anders als man denkt

Nachdem wir den anfangs den nebligen sowie später sonnigen und windstillen Tag mit Stopps bei einer Allee und dann wie oben schon erwähnt am See bei Steinort eingeläutet hatten, fuhren wir weiter nach Drogosze, um bei einem Rundgang um den stillen und ruhigen See in der Nähe vom Palast Dönhoffstädt zu fotografieren. Gleichzeitig waren bei dem schönen Licht Außenaufnahmen vom Palast geplant, denn die Innenaufnahmen wollten wir auf einen der nächsten Tage mit weniger guten Wetterverhältnissen verlegen. Doch als wir uns über das Gelände bewegten, wurde ich von der mir von den vorherigen Reisen bekannte „Wachsoldatin“ und Herrscherin über den Schlüssel angesprochen, leider mit den üblichen Verständigungsproblemen. Trotz Übersetzungs-APP konnte ich ihr nicht klar machen, dass wir das gute Wetter nur für draußen nutzen und in zwei Tagen wieder kommen wollten. Sie holte den Schlüssel fürs Gebäude, und wir sollten folgen. Trotz anfänglicher Freundlichkeit wurde sie schnell ungeduldig, so dass unser Rundgang durch das Gebäude relativ kurz war. Als wir dann zwei Tage später erneut kamen, war sie nicht anwesend und eine wenig zugänglicher Mann brachte nur kurz und knapp ein NEIN raus. So hatten wir zumindest Glück, diesen „Lost place“ zwei Tage zuvor von innen, wenn auch nur kurz, gesehen zu haben.

Kirchen, Städte und ein weiterer Lost Place
Weitere Ziele waren die Wallfahrtskirche Heiligelinde im Ort Święta Lipka, etwa um 1300 gegründet und die in Reszel gelegene Burg Rößel, eine ehemalige Bischofsburg, die zwischen 1350 bis 1401 im Stil der Backsteingotik errichtet wurde. Neben Innen-und Außenaufnahmen der Heiligenlinde bot uns der nahegelegene See weitere schöne Landschaftsmotive, während es in Reszel vorrangig um die Architekturfotografie ging und darum, die Besonderheiten einer kleinen polnischen Stadt fotografisch einzufangen. Da wie oben erwähnt der zweite Besuch beim Palast Dönhoffstädt nicht wie gewünscht verlief, nutzen wir die „gewonnene“ Zeit für einen anderen vergessenen Ort – das Gutshaus Klein Guja. Es stammt aus dem 18. Jh. und wurde im 19. Jh. klassizistisch umgestaltet. Seit Ende des 19. Jhs. gehörte es den Schenck von Tautenburg, dann der Familie von Sanden. Im Anfang des 1. Weltkriegs bauten die Russen das Wohnhaus wegen seiner strategisch günstigen Lage zu einer Festung aus, die von den Deutschen nur mit großen Verlusten eingenommen werden konnte. Entsprechend groß waren die Zerstörungen, die jedoch nach dem Sieg über die Russen behoben wurden. Das Haus überstand dann ohne Beschädigungen den 2. Weltkrieg, verfiel jedoch im Laufe der Zeit. Da ich diesen Ort bereits von den vorherigen Reisen kenne, fiel mir sofort auf, das der Verfall erheblich vorangeschritten ist.

Borderline
Den Abschlusstag unserer Fotoreise nutzten wir für eine Rundtour nach Norden ins Grenzgebiet Polen – Russland. Die neblige Stimmungen passte sehr gut zu unserem ersten Stopp am See
Goldapiwo. Weiter ging’s über Rapa bis nach Ołownik in Sichtweise zur Grenze durch kleinere Orte, denen das Ärmliche bedingt durch die Grenznähe anzusehen ist. Noch ein kurzer Stopp bei einem Evangelischen Friedhof (Cmentarz ewangelicki), dann die letzten Fotos am Fluss Węgorapa beim Elektrownia wodna Ołownik, schöne Herbststimmung bei ruhigem Wasser mit Spiegelungen.

Die fotografischen Ergebnisse der Woche
Nachdem wir bei der Bildbesprechung bereits die Vielfalt und die Qualität der Bilder bewundern konnten, haben wir in der abschließenden Bildershow eine Auswahl weiterer entstandene Fotos sehen können. Es war eine schöne Reise mit guten Ergebnissen und Wiederholungspotential. Doch wer denkt, die „Arbeit“ ist beendet, täuscht sich, denn etliche „Schätze“ auf der Festplatte werden sich erst auf den zweiten Blick bei einer erneuten Sichtung erschließen. Dabei viel Erfolg!